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Meine Buchempfehlungen I 2020

Aktualisiert: 23. Jan. 2022

3 Buchempfehlungen aus 2020


DIE ATEMLEHRERIN I Christoph Ribbat


Das Buch habe ich durch Zufall beim "Schnusen" gefunden. Es ist keines dieser Bücher, das auf Instagram tausendfach beworben wurde, was es für mich noch interessanter machte. Wie ein Schatz, den ich ohne äußeren Einfluss gefunden habe.


Christoph Ribbat erzählt die Geschichte von Carola Spitz, einer Atemlehrerin die 1901 zur Welt kommt und mit 97 Jahren stirbt. Wenige Tage vor ihrem Tod gibt sie noch Kurse in New York. Ihr Wohnzimmer wird zum Studio "der körperlichen Umerziehung" und ihre Intention ist es, die Achtsamkeit der Menschen zu schulen und den Körper dabei in den Mittelpunkt zu stellen. Diesem Bestreben ist sie ihr Leben lang gefolgt, ohne sich aus ihrer eigenen Mitte reißen zu lassen. Was nicht bedeutet, dass sie nicht selbst Herausforderungen zu bewältigen hatte, die ihr gewiss in vielen Situationen den Atem raubten.


Für mich als Trainerin kam die Biografie zum perfekten Zeitpunkt. Ich frage mich, was Carola Spitz zu den Herausforderungen unserer modernen Zeit gesagt hätte.


"Sie schmückte sich nicht esoterisch aus, sondern pflegte ihre Ruhe und Tiefe bis in die letzten Jahre des 20. Jahrhunderts - und das in einer monströs kapitalistischen Stadt, in der es für Ruhe und Tiefe kaum Platz gibt."


Eine wunderbare Geschichte über eine bewegte Zeit, über New York und eine Frau, die in ihrer kleinen Welt viel Raum für Achtsamkeit und Bewusstheit schaffte.


WABI SABI I Beth Kempton


Die Schönheit der Unvollkommenheit. Die Schönheit des Schlichten und der Vergänglichkeit. Dinge, gegen die wir uns selbst viel oft wehren, liegen in unserer Natur. Wabi Sabi ist eine japanische Philosophie, die man eigentlich gar nicht so gut in Worte fassen kann. Umso besser kann man sie spüren. Wabi Sabi ist Bewusstheit, Achtsamkeit. Es bedeutet, die Dinge anzunehmen, wie sie sind, uns mit unserer Natur vertraut zu machen, statt gegen sie zu kämpfen. Den Wert der Zeit zu schätzen, denn unsere Zeit ist begrenzt und erst das macht sie so wertvoll. Wabi Sabi bedeutet, achtsam mit unserer Zeit umzugehen. Nicht länger auf etwas zu warten und gleichzeitig geduldig bleiben.


"Wir schlafwandeln mit benebelten Sinnen durch unsere Tage, sind viel zu sehr eingesperrt in irgendwelchen Boxen und schenken den sozialen Medien mehr Beachtung als der Erkundung des eigenen Lebens in all seiner Fülle."


Die Autorin hat die Lebensphilosophie ganz wunderbar beschrieben und mich mit ihren eigenen Geschichten und Erfahrungen nachhaltig geprägt.



VIVIAN I Christina Hesselholdt


Bevor ich das Buch gelesen habe, habe ich mir die Dokumentation "Finding Vivian Maier" angeschaut. Diese Reihenfolge würde ich auch empfehlen, denn ich glaube, ohne die Dokumentation fällt die Geschichte schwer. Beides lohnt sich!


Vivian Maier stirbt 2009 mit 83 Jahren, einsam, verarmt und unbekannt. Ihr Nachlass: über 200.000 Fotos, die teilweise nicht mal entwickelt wurden. Fotos, die einen Eindruck hinterlassen - die man sich länger als nur ein paar Sekunden anschaut. Offiziell hatte sich Vivian für den Beruf der Nanny entschieden. Der Job ermöglichte es ihr, weitestgehend unabhängig, tagsüber in den Straßen von Chicago unterwegs zu sein und am Abend in einem eigenen Zimmer zu schlafen. Mit ihrer Kamera um den Hals, hielt Vivian einzigartige Momente aus dem echten Leben fest. Sie wusste, dass sie gut war, behielt es aber für sich. Erst nach ihrem Tod wurde sichtbar, wie talentiert diese mysteriöse Frau war. Die Welt aus ihren Augen, war eine Besondere.


"Warum fotografieren Sie so viel, Mrs. Maier?" "Weil ich immer etwas entdecke!"


Eine Frau, die nie das Bedürfnis hatte, sich in den Mittelpunkt zu stellen, die nicht gesehen werden wollte, weil sie lieber beobachtete. Eine Frau, die nichts ausschmücken musste, um am Ende doch einen tiefen Eindruck zu hinterlassen.



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