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Die Phasen der Veränderung oder: Die inneren Jahreszeiten

Über die Vergänglichkeit von Hoch- und Tiefphasen


Hoch- und Tiefphasen sind der Rhythmus des Lebens.

Auf und Ab. Ein ganz natürlicher Prozess, der uns menschlich macht und irgendwie miteinander verbindet. Auch wenn es manchmal so scheint, als seien alle anderen immer glücklich, nur man selbst bewegt sich ständig durch den Ozean des Lebens, dessen Wellengang so stürmisch sein kann, dass er jegliche Hoffnung mit sich zieht - Die Wahrheit ist: Wir alle erleben beide Phasen. Niemand ist dauerhaft glücklich und die Wucht des "inneren Ozeans" hat uns alle schonmal erwischt.


Warum das sogar gut sein kann?


Ein elementarer Teil des Lebens ist die Vergänglichkeit. Ob wir wollen oder nicht, am Ende lässt sie sich nicht aufhalten. Die Natur macht es uns vor: Im Herbst verzaubern uns goldene Wälder und erinnern uns daran, dass eine Phase zu Ende geht. Im Frühling sind es die ersten Blüten und das lang ersehnte Vogelgezwitscher, die den Neuanfang einleiten. Die Zeit zwischen Herbst und Frühling überbrücken wir mit dem Winter. Eine Jahreszeit, die einerseits zur inneren Einkehr führen und sehr gemütlich sein kann. Eine Zeit der Ruhe und Entschleunigung.


Der Winter kann schön sein. Der Winter kann aber auch erbarmungslos sein.


Grau, kalt, nass und viel zu lang. Schmerzhaft und radikal ehrlich.


So, wie die Natur ihre Jahreszeiten durchlebt, geht es uns Menschen eben auch. Der innere Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Sie suchen uns immer wieder heim, manchmal überfallen sie uns regelrecht.


In diesem Beitrag möchte ich näher auf den "inneren Winter" eingehen - Die Phase der Vernebelung.


Jede Phase hat also einen Anfang, eine Dauer und ein Ende.

Manchmal gelingt ein unkompliziertes und stressfreies Ende und manchmal wollen wir das "Ende" gar nicht so wirklich wahrhaben. Was soll danach kommen? Wo nehme ich die Energie für einen Neustart her und überhaupt... fühlt es sich gerade überhaupt nicht nach Erneuerung an - viel mehr nach freiem Fall ins Ungewisse.


Die Phase der Vernebelung tritt dann ein, wenn ein Kapitel, eine Lebensphase zu Ende geht. Wenn man innerlich spürt, dass es so nicht mehr funktioniert, die Veränderung aber nicht von heute auf morgen geschieht. Manchmal verharren wir in dieser Phase und das letzte, was wir spüren, ist Zuversicht.


Etwa nach einem Burnout, einem Beziehungsende, dem beruflichen Ende oder nach langer Krankheit (physisch oder psychisch!) kann die Phase der Verneblung eine Wucht sein.


Was wir jetzt brauchen, sind Geduld und Zuversicht.


Allein das Wissen, dass es die Phase der Vernebelung wirklich gibt, dass sie sogar einen Namen hat, der zur Gefühlsage passt:






"Ich sehe nichts mehr, ich habe den Weg verloren, ich weiß nicht wohin!",

macht es irgendwie erträglicher.


In dieser Phase ist es besonders wichtig, den realen Kontakt zu anderen Menschen aufrechtzuerhalten und über die eigene Gefühlslage zu sprechen. Das Aussprechen der eigenen Gefühle macht sie uns oft erst wirklich bewusst und hilft dabei, sich langsam von ihnen zu befreien, statt sie viel zu lange zu unterdrücken.


Eine einzige Person kann schon den entscheidenden Unterschied machen und das Gefühl, mit jemandem verbunden zu sein oder sich einer Person anvertrauen zu können, gehört zu den wichtigsten Resilienzfaktoren.


Die Phase der Verneblung ist eine individuelle Angelegenheit. Manchmal reicht ein Perspektivwechsel, um neuen Mut zu schöpfen, manchmal brauchen wir jedoch dringend Unterstützung, um uns irgendwann aus dieser Phase zu befreien. Je länger der "innere Winter" anhält, umso wichtiger ist es, sich anderen Menschen anzuvertrauen oder professionelle Unterstützung zu suchen.


Das Gute an dieser Phase?


Auf das Ende erfolgt Erneuerung. Und zwar nur dann.


Denn so sicher, wie der innere Winter, ist auch der innere Frühling. Er schlummert in uns. Irgendwann, irgendwo ergibt sich der entscheidende Moment und man spürt: Der Nebel scheint sich zu legen. "Ganz langsam trifft mich ein Sonnenstrahl und ich glaube, jetzt erwartet mich der Neuanfang. Hallo Frühling."


Dieser Moment erwartet uns meistens dann, wenn wir in Bewegung kommen.


Wenn auch nur ein bisschen. Die "Komfortzone" oder die "Opferrolle" bewusst verlassen, je nachdem, wo wir uns gerade befinden und auch wenn es schmerzt.








Sei es ein längst überfälliges Gespräch mit einer wichtigen Person, eine berufliche Neuausrichtung oder einfach bloß ein Spaziergang in der Morgensonne nach wochenlanger Trägheit.


Auf Bewegung folgt Bewegung.


Wichtig ist, dass wir uns über die Vergänglichkeit aller Phasen bewusst sind und somit den inneren Frühling mehr zu schätzen wissen und weniger Angst vorm inneren Winter haben. Auch der geht vorbei.


Mein persönliches Fazit: Egal in welcher Phase wir uns gerade befinden, der (reale!) Kontakt zu anderen Menschen, das Bewusstmachen und Aussprechen der eigenen Gefühle und der Kontakt zur Natur machen uns stark.







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